„Demokratie ist das zentrale Glaubensbekenntnis unserer Gesellschaft, aber sie erfordert eben Stimmen, Ohren und hörende Herzen.“
Der bekannte deutsche Soziologe und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa sieht unsere Gesellschaft inmitten eines „rasenden Stillstands“ sowie zahlreiche Gruppen und Individuen in einem „Aggressionsverhältnis“ zur Welt – und traut es gerade der Religion zu, entscheidende Impulse dagegen zu liefern: Religion mit ihrem Ideenreservoir, ihren Ritualen, Räumen, Traditionen und Praktiken öffnet für ihn den Sinn dafür, sich anrufen und transformieren zu lassen und in Resonanz zu stehen. „Demokratie braucht Religion“ lautet der Titel seines Impulsvortrags am Campus der Uni Graz.
Ambivalent bleibt das Verhältnis von Religion und Demokratie hingegen für den Grazer Religionswissenschaftler Franz Winter – historisch betrachtet wie auch mit Blick auf die Gegenwart. Er plädiert für Vorsicht, nicht zuletzt, weil Religionen und Demokratie „oftmals Gegenspieler“ waren, und führt diese Position in einem Podiumsgespräch mit Rosa aus.
Inwiefern die katholische Kirche einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Weiterentwicklung einer aufgeklärten Gesellschaft leisten kann, wird ebenfalls diskutiert. Und: Bietet Religion ein produktives „Mindset“ für demokratische Prozesse an? Welche Beziehungen zur Demokratie lassen sich bei anderen Religionen und Religionsgemeinschaften feststellen?
Barbara Krenn, Leiterin von „Religion und Ethik“ im ORF, moderiert den Vortrags- und Gesprächsabend, der gleichzeitig das akademische Jahr an der Katholischen Hochschulgemeinde eröffnet und ein Höhepunkt der Demokratie- und „1934er“-Gedenkreihe „Zukunft braucht Erinnerung“ ist.
Referenten:
Prof. Dr. Dr. h.c. Hartmut Rosa, geb. 1965
Das Studium der Politikwissenschaft, Philosophie und Germanistik absolvierte er an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der London School of Economics, promovierte 1997 in Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin (Betreuer: Herfried Münkler, Axel Honneth; Prädikat: summa cum laude) und habilitierte sich 2004 in Soziologie und Politikwissenschaft an der Universität Jena.
Seit 2005 ist er als Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig, seit 2013 Direktor des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt.
Studienaufenthalte führten ihn mehrmals in die USA (u.a. an die Harvard University).
Er ist gewähltes Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaft und erhielt mehrere Preise, u.a. den Tractatus-Preis des Philosophicums Lech (2016) und die Ehrendoktorwürde der University of Humanistic Studies (Utrecht, 2019).
Univ.-Prof. DDr. Franz Winter, geb. 1971
Das Studium der Religionswissenschaft, der Theologie, der Klassischen Philologie und der Indogermanistik absolvierte er in Graz, Salzburg und Wien. Studien- und Forschungsaufenthalte führten ihn nach Rom, Kyoto, Tokyo und an die Boston University (Fulbright Professor 2011).
Promotionen in Klassischer Philologie/Gräzistik (1999) und in Religionswissenschaft (2005 sub auspiciis praesidentis rei publicae) erfolgten an der Universität Wien; die Habilitation in Religionswissenschaft ebendort (2010).
Seit 2019 ist er als Professor für Religionswissenschaft an der Universität Graz tätig, Vorstand des gleichnamigen Instituts seit 2022.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Geschichte des Kontaktes zwischen Europa und Asien von der Antike bis zur Gegenwart, in der asiatischen und europäischen Religionsgeschichte sowie der religiösen Gegenwartskultur.
Moderation: Mag.a Barbara Krenn
Eine Kooperationsveranstaltung des Bildungsforums Mariatrost, der Katholischen Hochschulgemeinde Graz, der KHG-Community, dem Institut für Religionswissenschaft an der Universität Graz, der Katholischen Arbeitnehmer:innenbewegung, der Evangelischen Kirche A.B. Steiermark, dem Forum Glaube, Wissenschaft und Kunst, dem Katholischen Bildungswerk Steiermark und dem Verein ,Zukunft braucht Erinnerung‘
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei!
Eine Anmeldung ist erforderlich.
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